‘Our camera has captured for you a few glimpses of an ephemeral microsociety.’ 1

In Streifzug, a video installation by artists Susanne Schär & Peter Spillmann, a camera moves through a series of spaces where various scenes are occurring. The artists describe the action as a ‘choreography of happenings’ which provide the impulse for the camera to seek them out. Weaving and undulating it follows in reaction to ‘light, sounds and the motions of characters’, drawing a logic through the fragments of action. Its gaze is remote as if in a dream, its disconnection suggestive of the gaps in memories and the fault lines in the recounting of stories. The camera might be searching on our behalf with no planned direction, or leading us with purpose. Does the camera react to, or instigate the events? None of the scenes seem to exist until the camera finds them.
    
For the artists, the architecture from the elected Film-location at Old Custom’s House Fremantle/West-Australia, with its labyrinth of corridors, entrances and exits, insides and outsides, levels of upper and lower, provides a representation of those levels of perception unavailable to conscious experience. We cannot ‘record and sample’ events such as the ‘spatial, spatio-temporal, physical and mental’ experiences at the same moment as they occur. The camera traverses the structure, passing through and returning, finding itself back where it started. Streifzug takes the form of this return: the loop, or – when shown across multiple screens - a series of interconnected loops. It speaks of a recurring temporal and spatial present which although halted in its horizontal progression into the future, has deep vertical resonance in which we see accumulated levels of detail and meaning in the action happening ‘now’, and again ‘now’.

The substance of the action is repetition. At each pass of the action there is a reconstitution of events, and a reiteration of the fragments of narrative which gather and thicken. Repetition disallows an end (as terminus) to the action and therefore a continual opening of possibility for new interpretations, yet it also disallows a further end (as purpose) to the events. In its circularity it appears on the one hand to be a closed system, a unity. Each pass through alludes to the previous, and the following is determined. Yet unseen cause and unexplained effect within each fragment isolate the events and the character’s actions, and give no indication of reasons or results. The loop is a mechanism of control, but it is in the repetitions that it eases for itself a little freedom, no single interpretation of the action is permitted at any given moment.

The traces of the lives of the characters of Streifzug are at once ‘secret and social’ the artists tell us; the juggling of life’s events, and the game of constantly being brought back in order to start again. The camera observes the travails of characters in their patterns of necessity, in their struggle to escape the habits and repetitions of life, yet it is the habitual that gives the form by which we can anticipate a future. The paradox is that the underlying sameness of things keeps us safe and secure, but we seek novelty in life to give it excitement. We are drawn to what is not quite perceived, flickering at the side of vision.


1 Guy Debord, 1959, ‘On the Passage of a Few Persons Through Rather Brief Unity of Time.’ (Sur le passage du quelques personnes à travers une assez courte unité de temps). Script of the voice-over soundtrack.


Text Koral Ward . 2011



‘Unsere Kamera hat für Euch ein paar Augenblicke aus einer ephemeren Mikrogesellschaft eingefangen.’ 1

In Streifzug, einer Videoinstallation das Künstlerpaars Susanne Schär & Peter Spillmann, bewegt sich eine Kamera durch eine Reihe von Räumen, in denen sich unterschiedliche Szenen ereignen. Die beiden beschreiben den Handlungsablauf als „Choreographie der Ereignisse“, welche der Kamera Impulse zur Auswahl bestimmter Szenen zuspielt. In Wellen und Kurven reagiert sie auf „Licht, Klänge und Bewegungen der Charaktere“, und zeichnet ihre innere Logik durch Handlungsfragmente nach. Mit einem Blick aus weiter Ferne, wie in einem Traum, abgehackt, verhält sie sich wie die lückenhaftes Erinnerungs-vermögen oder fehlerhaftes Nacherzählen von Geschichten. Es ist als ob die Kamera für uns in eine bestimmte Richtung sucht, ohne Plan und ohne eine bestimmte Absicht. Reagiert die Kamera auf bestimmte Ereignisse oder löst sie eben diese aus? Keiner der Szenen scheint zu existieren, bevor die Kamera sie aufgespürt hat.

Für die Künstler sind es die architektonischen Formen des gewählten Drehortes vom Old Custom’s House Fremantle/West-Australien, mit seinem Labyrinth aus Korridoren, Ein- und Ausgängen, Draussen und Drinnen, verschiedenen Ebenen von Oben und Unten, welche die genannten Ebenen der Wahrnehmung unmittelbar transportieren; Ebenen, die aus einer bewussten Erfahrung nicht fassbar sind. Wir können „räumliche, raum-zeitliche, physische und mentale Erfahrungen nicht im selben Moment „aufnehmen und sampeln“, wie sie sich ereignen. Es ist die Kamera, welche die Struktur übersetzt, durch sie hindurch gleitend und zurückkehrend, um sich schliesslich am Ausgangspunkt wieder zu finden. Streifzug nimmt die Form ihrer Wiederkehr auf: In einem Loop – oder wenn über mehrere Screens gezeigt – in einer Serie von gekoppelten Loops. Sie spricht von einer wiederkehrenden zeitlichen und räumlichen Gegenwart, die, wenn auch in einem horizontalen Ablauf in die Zukunft gerichtet, einen tiefen vertikalen Wiederhall in sich birgt, in dem wir in der Handlung die eben „jetzt“ und wieder „jetzt“ passiert, eine Anhäufung von verschiedenen Ebenen aus Detail und Bedeutung ausmachen können.

Die Handlung entsteht im Wesentlichen aus der Wiederholung. Mit jedem Handlungsablauf geht eine Wiederherstellung von Ereignissen einher, sowie eine Montage von Fragmenten, die zusammen kommen und sich verdichten. Die Wiederholung lässt in der Handlung keinen Endpunkt zu und so öffnen sich laufend neue Interpretationsmöglichkeiten. In ihrer kreisenden Bewegung erscheint sie einerseits als geschlossenes System, eine Einheit. Jeder Durchlauf knüpft dabei an den vorhergehenden an und wirkt sich auch auf den nachfolgenden aus. In diesem Gefüge werden Ereignisse und Handlungen der Charaktere von nicht erkennbaren Auslösern und unerklärlichen Wirkungsweisen herausgeschält, dabei bekommen wir keinerlei Hinweise über Ursachen oder Ergebnisse. Der Loop ist ein Kontrollmechanismus, doch aus der Wiederholung schöpft sich ein bestimmter Freiraum, da an keinem Punkt der Handlung eine eindeutige Interpretation möglich ist.

Die Spuren aus dem Leben der Charaktere in Streifzug sind gleichzeitig „geheim und sozial“, sagen die Künstler; mit den Ereignissen im Leben jonglieren, ein Spiel mit dem permanenten Rückfall auf Anfang, nur um wieder von neuem zu beginnen. Die Kamera beobachtet wie sich die Charaktere abarbeiten durch die Muster der Notwendigkeiten, immer bemüht, den Gewohnheiten und Wiederholungen des Lebens zu entkommen. Und doch ist es das Vertraute, welches uns die Form liefert, durch die wir die Zukunft vorwegnehmen können. Paradoxerweise verleiht uns die Gleichheit, die den Dingen zugrunde Sicherheit, und doch Suchen wir immer nach Neuem, damit das Leben aufregend bleibt. Es zieht uns permanent dahin, wo die Dinge ungreifbar bleiben, und am Rande des Vorstellbaren entlang flimmern.


1 Guy Debord, 1959, ‘On the Passage of a Few Persons Through Rather Brief Unity of Time.’ (Sur le passage du quelques personnes à travers une assez courte unité de temps). Script of the voice-over soundtrack.


Deutsche Übersetzung: Almut Rembges