Kunst ist nicht einfach, Kunst entsteht. Damit sie entsteht, braucht es eine Reihe von Bedingungen und Voraussetzungen. Es braucht Ideen und Gedanken, es braucht die Mittel und ein Medium, worin sich die Ideen und Gedanken ausdrücken und realisieren können, es braucht die Fähigkeit, mit diesem Medium und Instrumentarium umgehen zu können, und es braucht andere Menschen. Es braucht jene, die das Entstandene aufnehmen, Betrachter und Zuhörer, Mitdenkerinnen, die fortführen, was in Raum und Zeit, was im Material eines Werks angelegt ist. Das ganze Feld zwischen aktiv und passiv gehört als Bezugsgeflecht zu einem Kunstwerk, das nie anders als in Interaktion, als kommunikativer Austausch zwischen Menschen, zwischen dem Künstler, der Künstlerin und ihrem Publikum erlebt und wahrgenommen werden kann. (...)

Leicht kann, was ein Werk zu sagen hat, verloren gehen und entschwinden: Das zeigen Peter Spillmann und Susanne Schär an einer verlorenen Ecke der Räume hier im Haus für Kunst Uri. «We can easily become lost and vanish» steht als Lichtbild in einem schräg auf die Wand projizierten Rechteck. Vier blaue Klebstreifen halten so präzis wie überflüssig ein weisses Blatt Papier direkt unter das Lichtfeld. Sein Entstehen, sein Gemachtsein zeigt dieses ironische Werk als Denk-Mal überdeutlich. In prekärer Schräge gehalten, von Klebband schief auf ein Gestell montiert, das sich alle Mühe gibt, stabil zu tun, ist das von den Künstlern sichtlich abgeschlossene und vollendete Werk gleichzeitig der reine Ausdruck von Improvisation – gerade und just noch im Sein gehalten, bevor es übersehen wird und verloren geht. Ein Aufenthalt im Künstleratelier der Zentralschweizer Kantone in Berlin wird dem Künstlerpaar Gelegenheit geben, weiter an solchen hintersinnigen Installationen zwischen Werden und Sein, zwischen Improvisation und Perfektion zu tüfteln und mit Räumen so klug umzugehen wie hier in dieser leicht zu übersehenden Ecke. (...)